Auf Einladung des Städteverbands Schleswig-Holstein stellten die Raffinerie Heide und die Entwicklungsagentur Region Heide dem Verbandsausschuss Wirtschaft und Finanzen das Reallabor WESTKÜSTE100 vor. Seine erste Präsenzsitzung nach corona-bedingten virtuellen Treffen hielt der Ausschuss am 17. November 2021 im Heider Bürgerhaus ab. Im Ausschuss beraten sich Mitglieder der Ratsversammlungen von Kommunen aus ganz Schleswig-Holstein sowie ihre Bürgermeister und Bürgermeisterinnen und städtische Funktionsträger über kommunale Themen
Entwicklungsagenturvorstand Dirk Burmeister berichtete den Ausschussmitgliedern vor dem Hintergrund des Aufgabenspektrums der Stadt-Umland-Kooperation den Ausgangspunkt für die Entwicklung des Projektes WESTKÜSTE100. Burmeister ordnete das Reallabor in die Projektlandschaft der gemeinsamen Wirtschaftsförderung der Kreisstadt Heide und der Gemeinden des Amtes Heider Umland ein.
WESTKÜSTE100 bildet hierbei einen zentralen Bestandteil des Projektbaukastens ENTREE100. Als Netzwerk mit rund 100 nationalen und internationalen Partnern bildet dieser das Herzstück der sogenannten „100er-Serie“ der Entwicklungsagentur. Verbindendes Element aller Projekte und ihrer Partner: Die Entwicklung und Realisierung sektorenübergreifender Wertschöpfungsketten mit denen die Wende hin zur vollständigen Stromgewinnung und -nutzung aus regenerativen Energien gelingen soll.
Als ein aus Bundesmitteln gefördertes Forschungsprojekt zur Dekarbonisierung der Industrie geht das Reallabor WESTKÜSTE100 weit über die bisherigen Projekte der Agentur hinaus. Ein wichtiges Ziel des Vorhabens ist der Aufbau einer regionalen Wasserstoffwirtschaft, was nur durch die Entwicklung von tragfähigen Geschäftsmodellen möglich ist. Die Entwicklungsagentur Region Heide als öffentliche Einrichtung steuert diese Entwicklung gemeinsam mit den Projektpartnern aus Industrie und Wissenschaft.
Dr. Sandra Niebler, Bereichsleiterin Commercial & Economics sowie verantwortlich für die Energiewende-Projekte in der Raffinerie Heide, stellte den Ausschussmitgliedern die Raffinerie Heide vor. Das mittelständische Unternehmen erwirtschaftet mehr als 1 Milliarde Euro Umsatz pro Jahr und ist ein wichtiger Arbeitgeber in der Region. Seit einigen Jahren engagiert sich die Raffinerie in Projekten, die eine so weit wie mögliche Dekarbonisierung von Geschäftsprozessen ermöglichen werden. Wenn heute noch die allermeisten Produkte der Raffinerie aus fossilen Ursprüngen kommen, so sollen in der Zukunft nur noch nicht-fossile Grundstoffe die Grundlage für den unternehmerischen Erfolg des Unternehmens darstellen. Beispielgebend hat die Raffinerie die Rolle des Verbundkoordinators im Reallabor WESTKÜSTE100 angenommen.
Mit dem Reallabor verfolgen die zehn im Projekt engagierten Partner den Aufbau einer Elektrolyseanlage zur Spaltung von Wasser mit Strom aus erneuerbaren Quellen in die Bestandteile Wasserstoff und Sauerstoff sowie die Nutzung bei der Spaltung entstehende Abwärme. Die Abwärme soll für gewerbliche Zwecke beritgestellt werdengenutzt werden. Der Sauerstoff wird seine Verwendung in der Zementproduktion finden, wodurch hochreines Kohlendioxid gewonnen wird. Daraus und mit dem vor Ort aus Strom erzeugtem Wasserstoff wird in späteren Projekten auf synthetischem Wege zuerst der Alkohol Methanol und darauf aufbauend synthetische Kraftstoffe für den Straßen-, Luft- und Schiffsverkehr gewonnen. Im Projekt WESTKÜSTE100 soll zudem gezeigt werden, wie Wasserstoff in einem Abschnitt des Gasnetzes in der Stadt Heide dem Erdgas beigemischt werden kann, um hier ebenfalls zur Wärmeversorgung beizutragen.
Nach der Präsentation schloss sich eine Fragerunde der Ausschussmitglieder an. Beide Referenten betonten hier nochmal die Wichtigkeit transparenter Planungsprozesse zwischen Projekt, Gemeinde, Verwaltung und Bürgern sowie einer technologieoffenen Haltung zur Gestaltung der Energiewende.